Raum: B2880
Bremen
Die Wahlforschung konzentriert sich meistens auf die Wahlverhaltensforschung. Dabei hat sich nicht erst seit dem Urteil des BVerfG zum negativen Stimmgewicht gezeigt, dass Wahlsystemfragen eine wichtige Rolle für den Ausgang einer Wahl spielen können und deshalb politisch umkämpftes Terrain sind. In der Politikwissenschaft wird – auch nach dem Urteil des BVerfG und dem neuen Wahlgesetz des Bundestages – weiter über grundsätzliche Reformen des Bundestagswahlsystems diskutiert. Mit dem jeweiligen Wahlsystem hängen auch Fragen der Wahlkampfstrategie und Wahlkampfkommunikation zusammen. Das Zweistimmen-System auf Bundesebene eröffnet den Wählerinnen und Wählern Möglichkeiten des strategischen und taktischen Wählens (z.B. des Stimmensplittings), die diese bereits in der Vergangenheit zu nutzen wussten. Diesen Umstand versuchen auch die Parteien in ihre Wahlkampfstrategie und -kommunikation einzubauen, indem sie z.B. gezielt für die Zweitstimme werben oder besondere Wahlkampfaktivitäten in umkämpften Direktmandatswahlkreisen entfalten.
Vor diesem Hintergrund wird sich das Seminar aus wahltheoretischer Perspektive mit grundsätzlichen Aspekten von Wahlsystemen, mit der Geschichte, Entwicklung und mit Reformvorschlägen des deutschen Bundestagswahlsystems sowie mit der Bedeutung von Wahlsystemen für die Wahlkampfstrategien der Parteien beschäftigen. Außerdem wird untersucht, welchen politischen Stellenwert und welche Wirkung Wahlkampf Online-Hilfen wie der Wahl-O-Mat haben. Damit soll zugleich das Fundament für den zweiten Teil der Verbundveranstaltung (verantwortlich Holger Döring) gelegt werden, der in anwendungspraktischer Perspektive für die Region Bremen ein Online-Wahlhilfe-Tool für Direktmandate bei der Bundestagswahl 2013 entwickeln und implementieren wird.